
Hier sagen Unternehmer und Mitarbeiter aus der Branche,warum es notwendig ist,
das starre Arbeitszeitgesetz endlich an die Lebenswirklichkeit
in Gastronomie und Hotellerie anzupassen.

„Ich will arbeiten – und darf es nicht“
Tina Pondor
Reservierungsleitung, Best Western Plus Kurhotel an der Obermaintherme, Bad Staffelstein
„Ich will arbeiten – und darf es nicht“
Meine Haupttätigkeit dauert acht Stunden. Gerne würde ich noch zwei Stunden im Nebenjob arbeiten. Es lohnt sich nicht! Wo kann man für zwei Stunden nebenbei arbeiten. Das macht weder für den Arbeitnehmer noch für den Arbeitgeber Sinn. Jeder muss doch selbst einschätzen können, ob man die zusätzliche Belastung schafft.
Ich frage mich sehr oft, warum das Gesetz Menschen verbietet, die arbeiten, dies auch zu tun. Anstatt uns zu unterstützen. Warum werde ich, der mehr arbeiten möchte und für sein Geld etwas tut, bestraft?
Tina Pondor, Reservierungsleitung, Best Western Plus Kurhotel an der Obermaintherme, Bad Staffelstein (Bayern)

„Starres Arbeitszeitgesetz beschneidet unsere unternehmerische Freiheit“
Ulf Mauderer
Direktor, Recknitztal-Hotel, Marlow
„Starres Arbeitszeitgesetz beschneidet unsere unternehmerische Freiheit“
Die derzeitigen gesetzlichen Arbeitszeitregelungen beschneiden unsere unternehmerische Freiheit! Unsere Aufgabe ist es, Gewinne zu erzielen – und das in Zeiten stetig wachsenden Kostendrucks. Das starre Arbeitszeitgesetz setzt die Qualität unserer Dienstleistungen aufs Spiel und bringt uns schlimmstenfalls um unsere Gäste.
Als Hoteldirektor bin ich natürlich immer darauf bedacht, meine Mitarbeiter nicht zu überlasten. Nur körperlich fit und ausgeruht können sie einen guten Job am Gast machen. Sie können ihre körperlichen und sozialen Möglichkeiten aber selbst am besten einschätzen – und sollten deshalb auch selbst entscheiden dürfen, wie viel sie arbeiten möchten und können.
Wir brauchen flexiblere Arbeitszeitmodelle – auch, um gegen den Fachkräftemangel in unserer Branche anzusteuern. Noch mehr Schließtage oder verkürzte Öffnungszeiten können wir uns nicht leisten. Bei einer flexiblen Wochenhöchstarbeitszeit können wir viel besser auf die Wünsche der Gäste eingehen. Jeder Tag und jede Veranstaltung ist anders. Wenn es gerade gut läuft, sollten wir auch die Möglichkeit haben, den Umsatz mitzunehmen.
Ulf Mauderer, 43 Jahre, Direktor Recknitztal-Hotel, Marlow (Mecklenburg-Vorpommern)

„Ich möchte freitags fleißig sein“
Nicole Dieckert
Bürokauffrau und Barkeeperin, Fun-Parc, Trittau
„Ich möchte freitags fleißig sein“
Ich arbeite seit Jahren in einer Diskothek an der Bar. Das ist der Ausgleich zu meinem Hauptjob. Ich liebe es. Ich darf das aufgrund des Arbeitsschutzgesetzes am Freitagabend aber nicht machen.
Das fehlt mir, weil ich sehr fleißig und engagiert bin. Deshalb wünsche ich mir, dass es eine flexible Wochenarbeitszeit gibt. Ich möchte freitags fleißig sein!
Nicole Dieckert, 33 Jahre, Bürokauffrau und Barkeeperin, Fun-Parc, Trittau (Schleswig-Holstein)

„Dienstpläne flexibler gestalten“
Hans-Hubert Imhoff
Geschäftsführer, Hubert Imhoff GmbH, Essen
„Dienstpläne flexibler gestalten“
Jeder Gastronom kennt das: Die Planung mag noch so gut sein, in der Wirklichkeit weicht das tatsächliche Ende von Veranstaltungen fast immer von der kalkulierten Uhrzeit ab. Bei konsequenter Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes müssten wir unseren Service im Catering in 90 Prozent der Fälle vor dem Ende der Veranstaltung beenden.
Beim besten Willen: Wir können die Höchstarbeitszeiten einfach nicht immer einhalten. Für mich persönlich brächte die Wochenarbeitszeit eine erhebliche Entlastung beim Erstellen von Dienstplänen.
Hans-Hubert Imhoff, 63 Jahre, Geschäftsführer Hubert Imhoff GmbH (Bankette, Catering), Essen (Nordrhein-Westfalen)

„Ständiger Zwiespalt: Anspruch vs. Machbarkeit“
Susanne Gräfin von Moltke und Klaus-Dieter Graf von Moltke
Betreiber, Relais & Châteaux Park-Hotel Egerner Höfe, Rottach-Egern
Hotel & Chalets Gut Steinbach, Reit im Winkl
„Ständiger Zwiespalt: Anspruch vs. Machbarkeit“
Wir haben ein aufwendiges Almgebäude, unsere Egerner Alm, für Veranstaltungen gebaut. Bei Veranstaltungen, die nachmittags beginnen und oft bis in die frühen Morgenstunden dauern, müssen wir bis zu drei Mitarbeiterschichten hintereinander einsetzen. Das heißt, dass wir Veranstaltungen, die kurzfristig angeboten werden müssen, durch personelle Restriktionen nicht realisieren können.
Die Folgen sind ein permanenter Zwiespalt zwischen perfekter Dienstleistung und Machbarkeit. Ein entsprechender Mehraufwand ist in der Regel an den Gast nicht weiterzugeben. Eine flexible Arbeitszeit auf die Woche bezogen, wäre die ideale Möglichkeit jedem einzelnen Mitarbeiter einen Dienstplan zu gewährleisten, der dem Unternehmen und dem Mitarbeiter, bedingt durch die flexible Zeitkapazität, gerecht werden.
Susanne Gräfin von Moltke und Klaus-Dieter Graf von Moltke, Eigentümer und Betreiber „Relais & Châteaux Park-Hotel Egerner Höfe“, Rottach-Egern (Bayern) und „Hotel & Chalets Gut Steinbach“, Reit im Winkl (Bayern)

„Dienstleister sein, heißt flexibel sein“
Markus Kärst
Geschäftsführer, Hotel Kromberg, Remscheid
„Dienstleister sein, heißt flexibel sein“
Das derzeitige Arbeitszeitgesetz macht es uns unmöglich, ein echter Dienstleister zu sein. Bei Hochzeiten oder Geburtstagen müssen wir den Gästen nach zehn Stunden sagen: Feierabend! Und bei Stadtfesten müssen wir unsere Stände nach zehn Stunden schließen.
In beiden Fällen fehlt uns das Extra-Personal, das nachts für zwei Stunden einspringt. Das ist ein echter Nachteil – auch gegenüber Vereinen, die bei öffentlichen Veranstaltungen keine Personalkosten haben, keine Steuern zahlen und dann auch noch länger verkaufen dürfen als wir.
Wir haben wegen der starren täglichen Höchstarbeitszeit in einem Betrieb mittags das Restaurant schließen müssen – und dadurch natürlich weniger Umsatz. Potenzielle Kunden haben uns abgesagt, als wir ihnen mitteilten, dass ihre Veranstaltung nachts um zwei Uhr zu Ende sein muss.
Ich wünsche mir eine Wochenarbeitszeit, weil ich flexibler reagieren könnte, wenn Mitarbeiter im Urlaub sind und dann auch noch Krankheitsfälle dazukommen. Und für meine Mitarbeiter wäre es auch schöner: Sie könnten beispielsweise drei Tage pro Woche regulär arbeiten und die übrigen Stunden flexibel auf Veranstaltungen verteilen.
Markus Kärst, 36 Jahre, Geschäftsführer Hotel Kromberg, Remscheid (Nordrhein-Westfalen)

„Überstunden flexibel sammeln und abbauen“
Thomas Kliewe
Koch und Hotelbetriebswirt, „bei Kliewe“ im Westfälischen Hof, Beckum
„Überstunden flexibel sammeln und abbauen“
Um dem aktuellen Arbeitszeitgesetz Rechnung zu tragen, muss ich ständig Stunden ausgleichen. Das gilt auch für meine Frau, die im Betrieb mitarbeitet.
Ich würde Überstunden lieber flexibel sammeln und abbauen. Doch das ist wegen der starren Arbeitszeitregeln für unsere Mitarbeiter nicht möglich. Zum Teil müssen wir unsere Veranstaltungen deshalb zeitlich begrenzen. Sonderveranstaltungen wie Feste oder Messen lassen sich fast unmöglich mit dem Gesetz vereinbaren.
Bei flexiblen Wochenarbeitszeiten könnte ich meinen Gästen einen Service-Ansprechpartner bieten, der die Veranstaltung über die gesamte Dauer betreut. Und meine Mitarbeiter hätten mehr freie Tage, wenn sie ihre Überstunden abbauen.
Thomas Kliewe, 51 Jahre, Koch und Hotelbetriebswirt, „bei Kliewe“ im Westfälischen Hof, Beckum (Nordrhein-Westfalen)

„Wichtige Abendtermine müssen möglich sein!“
Christine Oßwald
Verkaufs- und Marketingleitung, Hotel Sonnenhügel, Bad Kissingen
„Wichtige Abendtermine müssen möglich sein!“
Ich würde an manchen Tagen nach der Arbeit im Büro gern noch Abendtermine absolvieren und mich beispielsweise mit Hoteleinkäufern von Reiseveranstaltern treffen. Dafür käme ich dann am nächsten Tag später ins Büro. Weil ich abends aber nicht so lange arbeiten darf, muss ich solche Termine vermeiden – dabei sind sie so wichtig für eine gute Zusammenarbeit.
Unsere Branche braucht dringend flexiblere Einsatzzeiten – selbstverständlich in vernünftige Gesetze gegossen. Mir persönlich würde das die Arbeit massiv erleichtern und mehr Entfaltungsmöglichkeiten bieten.
Christine Oßwald, 32 Jahre, Verkaufs- und Marketingleitung Hotel Sonnenhügel, Bad Kissingen (Bayern)

“Großzügiger Ausgleich für Mehrarbeit”
Walter Stemberg
Eigentümer, Restaurant Haus Stemberg, Velbert
“Großzügiger Ausgleich für Mehrarbeit”
Durch die täglichen Höchstarbeitzeiten von 10 Stunden fehlt uns die nötige Flexibilität, wenn es um den Einsatz von Mitarbeitern geht. Bei Veranstaltungen, die ohne Ankündigung ein bis zwei Stunden länger dauern als ursprünglich geplant, bekommen wir ein Problem.
Für unsere Mitarbeiter wäre das kein Problem: Sie bekommen für Mehrarbeit schon jetzt einen großzügigen Ausgleich.
Walter Stemberg, 66 Jahre, Eigentümer, Restaurant Haus Stemberg, Velbert (Nordrhein-Westfalen)

„Weniger Umsatz, weniger Gehalt, schlechte Stimmung“
Barjinder Sodhi
Geschäftsleitung, Restaurant Neumanns, Berlin
„Weniger Umsatz, weniger Gehalt, schlechte Stimmung“
Eine Mitarbeiterin ruft vormittags an: Ihr Kind muss ins Krankenhaus, sie kann nicht pünktlich zum Dienst erscheinen. Was tun? Entweder ich lasse meinen Frühdienst länger arbeiten als die gesetzlich erlaubten Stunden – oder ich schließe meinen Betrieb.
Auch wenn spätabends noch Gäste hereinkommen und feiern wollen, müssen wir sagen: Geht leider nicht. Denn meine Leute dürfen nicht so lange am Stück arbeiten, und ich habe kein Personal, um die zusätzlichen Stunden abzudecken. Die Folgen sind: weniger Umsatz, weniger Gehalt für meine Mitarbeiter, schlechte Stimmung.
Barjinder Sodhi, 54 Jahre, Geschäftsführer Restaurant Neumanns, Berlin

„Wir arbeiten mit Menschen, nicht mit Maschinen“
Peter Vögele
Inhaber, Landgasthof Zum Adler, Lippertsreute
„Wir arbeiten mit Menschen, nicht mit Maschinen“
Die Gastronomie funktioniert anders als die Industrie. Wir haben nicht mit Maschinen, sondern mit Menschen zu tun. Das heißt: Wie Hochzeiten oder Geburtstage verlaufen, lässt sich nie genau vorhersagen.
Als kleines Unternehmen können wir nicht zwei Schichten fahren, wenn eine Veranstaltung länger dauert als geplant. Der Mitarbeiter sollte in solchen Fällen selbst entscheiden dürfen, ob er seine Schicht verlängert. Und natürlich bekommt der Mitarbeiter eine Kompensation.
Das aktuelle Arbeitszeitgesetz verhindert solch ein selbstbestimmtes Arbeiten. Das ist nicht rechtens. Und auch nicht im Sinne der Arbeitnehmer.
Wettbewerbsfähigkeit und Flexibilität – für kleine Betriebe sind sie überlebenswichtig. Wenn wir aufgrund der starren Arbeitszeitregeln mehr Ruhetage einlegen und Öffnungszeiten verkürzen müssen, bedeutet das: weniger Veranstaltungen, weniger hochwertiger Service, weniger Gastfreundschaft, weniger Umsatz. Und damit irgendwann das Ende des Betriebs. Das darf nicht sein!
Peter Vögele, 57 Jahre, Inhaber Landgasthof Zum Adler, Lippertsreute (Baden-Württemberg)

„Gäste vom gleichen Personal betreuen“
Frederec Neuhaus
Geschäftsführer, Romantik Hotel Neuhaus, Iserlohn
„Gäste vom gleichen Personal betreuen“
Die Gäste einer Geburtstagsfeier oder Hochzeit sollten idealerweise von Anfang bis Ende vom gleichen Personal betreut werden. In der Realität zwingt uns das Arbeitsgesetz zum Schichtwechsel. Die Übergabe kostet Zeit, es gehen Informationen verloren, das Team muss sich neu einspielen, der persönliche Kontakt zu den Gastgebern leidet.
Schön wäre eine Ausnahmeregelung, die flexibles Arbeiten zulässt, beispielsweise auf ausdrücklichen, schriftlichen Wunsch des Arbeitnehmers. Ich habe Kollegen, die gerne nur drei bis vier Tage die Woche arbeiten würden – dafür aber länger als 40 Stunden, um danach mehr freie Tage am Stück zu haben.
Frederec Neuhaus, 36 Jahre, Geschäftsführer, Romantik Hotel Neuhaus, Iserlohn (Nordrhein-Westfalen)

„Es hätte eine wunderbare Veranstaltung werden können“
Bernhard Rothenberger
Geschäftsführender Gesellschafter, Auerbachs Keller, Leipzig
„Es hätte eine wunderbare Veranstaltung werden können“
Es hätte eine wunderbare Veranstaltung werden können: Eine Reisegruppe aus der Schweiz kündigt sich an – zehn Mal 50 Gäste, Ankunft 21.30 Uhr, gewünscht ist ein Vier-Gang-Menü. Unsere Antwort: Können wir leider nicht machen. Denn die Arbeitszeit unserer Köche endet um 22 Uhr.
Die Realität bisher ist: Großveranstaltungen, die inklusive Auf- und Abbau länger als zehn Stunden dauern, können wir nicht mehr annehmen. Unsere Betriebszeit mussten um 2,5 Stunden kürzen – trotz guter Kundennachfrage. Mitarbeiter müssen spontan „halbe Ruhetage“ nehmen, wenn ihre gesetzliche Arbeitszeit verbraucht ist.
Weniger Arbeit wiederum bedeutet Umsatzeinbrüche – bei uns sind es jedes Jahr 300.000 Euro. Die Folge: Die Zahl unserer Mitarbeiter ist seit 2014 von 126 Vollzeitstellen auf zuletzt 99 gesunken.
Ich bin doch nicht Unternehmer geworden, um in einer Planwirtschaft zu enden!
Bernhard Rothenberger, 56 Jahre, Geschäftsführender Gesellschafter, Auerbachs Keller, Leipzig (Sachsen)

„Menschen leben anders als vor 20 Jahren“
Erika Voswinckel
Geschäftsführung, Eventmanagement, Gut Voswinckel – die Veranstaltungsgastronomie, Halver
„Menschen leben anders als vor 20 Jahren“
Wir sind eine reine Eventlocation – und spüren die Nachteile der starren Arbeitszeitregeln jede Woche aufs Neue: Sonntags bis donnerstags brauchen wir kein Service-Personal. Am Freitag und Samstag brauchen wir es dafür fast immer länger als zehn Stunden.
Meine Mitarbeiter hätten kein Problem damit, an diesen Tagen mehr und dafür an anderen weniger oder gar nicht zu arbeiten. Doch das ist nicht möglich. Es ist extrem aufwändig und hilft niemandem, wenn ich für wenige Stunden zusätzliche Schichten einplanen muss!
Menschen leben und arbeiten heute anders als vor 20 Jahren: Sie wollen gern flexibel arbeiten, um ihre Lebensqualität zu erhöhen. Warum lässt der Gesetzgeber sie nicht?
Erika Voswinckel, 51 Jahre, Geschäftsführung, Eventmanagement, Gut Voswinckel – die Veranstaltungsgastronomie, Halver (Nordrhein-Westfalen)

„Image deutscher Servicekultur darf keinen Schaden nehmen“
Gerald Schölzel
Geschäftsleiter, Tagungshotel Kloster Seeon, Chiemgau
„Image deutscher Servicekultur darf keinen Schaden nehmen“
Wir betreiben ein Tagungshotel mit Außengastronomie auf einer Insel im Klostersee. Naturgemäß hängt das Geschäft hier stark vom Wetter ab: Wenn an nasskalten Tagen kaum Gäste kommen, würde unser Kellner lieber früher nach Hause gehen, als frierend auf das Ende seiner Schicht zu warten. An lauen Sommerabenden hingegen würde derselbe Mitarbeiter gern den gewünschten Service bieten, und zwar über die täglich begrenzte Höchstarbeitszeit hinaus. Das lässt das Arbeitszeitgesetz aber bislang nicht zu.
Das Gesetz mag im Kern gut gemeint sein. Aber seine feste Definition von täglichen Höchstarbeitszeiten passt nicht zu den Anforderungen einer modernen Dienstleistungsgesellschaft. Sie schadet nicht nur den gastronomischen Betrieben, sondern auch dem Image der Servicekultur in Deutschland.
Bei einer flexiblen Wochenarbeitszeit können wir endlich kurzfristig auf unser volatiles Gästeaufkommen reagieren. Das würde uns Gastronomen helfen – und wäre auch im Sinne unserer Gäste und Mitarbeiter.
Gerald Schölzel, 53 Jahre, Geschäftsleiter, Tagungshotel Kloster Seeon, Chiemgau (Oberbayern)

„Ein Wochenkonto für Arbeitnehmer anlegen“
Andreas Tedsen
Geschäftsführer, Hotel und Restaurantbetriebe Tedsen, Lütjenburg
„Ein Wochenkonto für Arbeitnehmer anlegen“
Um die Anforderungen des Arbeitszeitgesetzes zu erfüllen, müssten wir eigentlich mehr Personal einstellen. Das können wir uns aber nicht leisten. Die Konsequenz ist, dass wir bestimmte Veranstaltungen – etwa Bankette unter der Woche – nicht mehr anbieten können.
Außerdem mussten wir uns komplett aus allen Veranstaltungen zurückziehen, die außerhalb unseres Hauses stattfinden. Das drückt entsprechend auf unseren Umsatz.
Eine Wochenarbeitszeit wäre eine gute Sache: Wir könnten quasi Wochenkonten für unsere Mitarbeiter anlegen und wären damit flexibel in der Personaleinteilung. Und auch die Arbeitnehmer könnten ihre Arbeits- und Freizeit wesentlich besser und freier planen.
Andreas Tedsen, 51 Jahre alt, Geschäftsführer, Hotel und Restaurantbetriebe Tedsen, Lütjenburg (Schleswig-Holstein)

„Politikern fehlt das Gespür für die Realität“
Franz Mand
Koch, Arena Restaurant, Arnsberg
„Politikern fehlt das Gespür für die Realität“
Weil das Arbeitszeitgesetz keinen flexiblen Personaleinsatz zulässt, haben wir unsere Öffnungszeiten radikal reduzieren müssen: Sonntags haben wir komplett geschlossen, nachmittags auch unter der Woche. Einige unserer Aushilfen hat das ihre Jobs gekostet – und die, die noch da sind, verdienen deutlich weniger.
Anstatt unseren Service zu verbessern, müssen wir ihn permanent herunterschrauben, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.
Mich ärgert auch, dass gerade Politiker gerne höchste Ansprüche stellen, wenn sie selbst Gast sind – uns aber per Gesetz dabei behindern, diese Ansprüche zu erfüllen. Hier fehlt völlig das Gespür für die Realität.
Franz Mand, 57 Jahre, Koch, Arena Restaurant, Arnsberg (Nordrhein-Westfalen)

„Weniger Veranstaltungen, weniger Umsatz“
Timo Haller
Hoteldirektor, Hotel FIT, Much
„Weniger Veranstaltungen, weniger Umsatz“
Wenn Veranstaltungen länger dauern als die Schichten meiner Mitarbeiter, muss ich zusätzliches Personal einsetzen, um bis zum Schluss Service zu bieten. Das ist schwierig zu planen – und es ist teuer.
Die Folge ist, dass wir bestimmte Veranstaltungen ablehnen müssen und dadurch wiederum weniger Umsatz machen.
Ideal für uns wären Arbeitszeitkonten: Die maximale Wochenarbeitszeit wäre klar definiert, der Mitarbeiter könnte seine Stunden aber sammeln und bei Bedarf flexibel abbauen. Eine solche Regelung würde es mir erlauben, Dienstzeiten besser und individueller zu gestalten.
Timo Haller, 45 Jahre, Hoteldirektor Hotel FIT, Much (Nordrhein-Westfalen)

„Flexibles Arbeiten für mehr Work-Life-Balance“
Gabi Dreisbach und Maria Dreisbach
Geschäftsführerin und Trainee, Best Hotels, Königsbrunn
„Flexibles Arbeiten für mehr Work-Life-Balance“
Eine flexible Wochenarbeitszeit hätte sowohl für uns als Arbeitgeber, als auch für die Arbeitnehmer den Vorteil, dass Schichten flexibler gestaltet werden können. Anstatt fünf Tage die Woche für 8-10 Stunden zu arbeiten, könnten die Mitarbeiter an einem Tag ihre Schicht ausweiten, und somit am darauffolgenden Tag die Stunden ausgleichen und beispielsweise nur 4 Stunden arbeiten. Somit kann auch ein Mitarbeiter seine Freizeit flexibler gestalten und auch für uns als Arbeitgeber wäre die Freizeit besser planbar, da wir nicht immer abrufbereit sein müssten, um die Schichten unserer Mitarbeiter zu übernehmen. Wir haben weniger Zeit für die Familie, da wir immer abrufbereit sein müssen, falls die Schicht der Mitarbeiter die 10 Stunden überschreitet.
Der Arbeitnehmer möchte flexibler sein, sodass die Work-Life Balance von ihm selbst gestaltet werden kann. Mit dem Höchstarbeitsgesetz wird sowohl mir, als Arbeitgeber, als auch meinen Mitarbeitern das Recht genommen, frei zu entscheiden wie viel und wie lange man arbeiten möchte. Vor allem die Gastronomie lebt von Nebenerwerbstätigen. Das Höchstarbeitsgesetzt erschwert die Möglichkeiten einen Nebenjob auszuüben, da man nur noch zwei Stunden pro Tag arbeiten darf, nachdem man seinem Hauptberuf nachgegangen ist. Viele Arbeitnehmer möchten gerne abends noch etwas dazu verdienen, können es aber nicht, da der Aufwand jemanden einzustellen, der nur zwei Stunden pro Abend arbeiten darf, zu hoch ist.
Durch die Einschränkung der Arbeitszeit haben wir auch Umsatzeinbußen bei Familienfeiern, da leider keine Kräfte zur Verfügung stehen, die ihre Schicht um 24 Uhr beginnen möchten, um diese eventuell bereits nach 2 Stunden wieder zu beenden, wenn die Gäste nach Hause gegangen sind.
Für uns ist es wichtig, dass auch die zukünftigen Generationen mit vernünftigen und der Gesellschaft angepassten Gesetzen leben und arbeiten können. Durch strikte und starre Regelungen der Arbeitszeit, können wir uns nicht dem Wandel der Gesellschaft anpassen.
Gabi Dreisbach, 49 Jahre, Geschäftsführerin, Best Hotels , Königsbrunn (Bayern)
Maria Dreisbach, 22 Jahre, Trainee als Direktionsassistentin, Best Hotel Zeller, Königsbrunn (Bayern)

„Ich möchte meine Mitarbeiter flexibler einsetzen“
Bart Allard-Schreiner
Hotelier, Hotel Schloss Friedestrom, Dormagen
„Ich möchte meine Mitarbeiter flexibler einsetzen“
Veranstaltungen wie etwa Hochzeitsfeiern dauern inklusive Vor- und Nachbereitung länger als zehn Stunden. Ich muss also für jede Veranstaltung zwei Teams einsetzen. Das führt zu zwei Problemen: 1. finde ich nur schwer Mitarbeiter, die bereit sind, die Spätschicht zu übernehmen, 2. gibt es Qualitätsschwankungen im Service, weil jedes Team anders arbeitet.
Viele potenzielle Gäste sagen Veranstaltungen bei uns ab, wenn sie erfahren, dass sie relativ früh enden müssen. Das ist frustrierend für alle Seiten. Ich möchte meine Mitarbeiter flexibler einsetzen können! Gerade in der Gastronomie wäre eine Wochenarbeitszeit die ideale Lösung. Davon profitieren die Kollegen auch selbst, weil sie dann zusätzliche freie Tage für sich beanspruchen können.
Bart Allard-Schreiner, 47 Jahre, Hotelier, Hotel Schloss Friedestrom, Dormagen (Nordrhein-Westfalen)

„Ich will meine Gäste lächeln sehen“
Jana Schwarz
Restaurantfachfrau, Recknitztal-Hotel, Marlow
„Ich will meine Gäste lächeln sehen“
Was tun, wenn die Stimmung auf einer Veranstaltung um 3 Uhr morgens auf dem Höhepunkt ist – und ich wegen der starren Arbeitszeitregeln eigentlich Feierabend machen müsste? Mir ist wichtig, dass meine Gäste sich mit einem Lächeln verabschieden. Und ich weiß: Wenn ich Extra-Stunden dranhänge, schafft mein Betrieb zeitnah einen Ausgleich. Eine wöchentliche Höchstarbeitszeit halte ich deshalb für eine praktische Lösung. Denn sie schafft Flexibilität – für Gäste und für Mitarbeiter.
Letztlich geht es hier auch um Umsatz für unser Haus. Die Hauptsaison hat hier nur knapp vier Monate, da brauchen wir jeden Gast und jede Veranstaltung über das gesamte Jahr.
Weil es in der Branche an Fachpersonal mangelt, müssen wir bereits seit einem Jahr unsere Öffnungszeiten verkürzen bzw. haben zwei Schließtage in unserem Restaurant eingeführt. Ich möchte keine weiteren Einschränkungen für unsere Gäste – sie bezahlen letztlich meinen Lebensunterhalt, wenn sie ihre Rechnung bei uns begleichen!
Jana Schwarz, 42 Jahre, Restaurantfachfrau, Recknitztal-Hotel, Marlow (Mecklenburg-Vorpommern)

„Unternehmer tragen Verantwortung – gebt ihnen Spielraum!“
Gabriele Dörner
Inhaberin, Landgasthof & Hotel Zum Roß, Diesbar-Seußlitz
„Unternehmer tragen Verantwortung – gebt ihnen Spielraum!“
Unter meinen Mitarbeitern ist eine zweifache Mutter, deren Mann im Drei-Schicht-System arbeitet. Sie kann nur dann bei mir arbeiten, wenn ihr Mann zu Hause bei den Kindern ist. Insgesamt würde sie gern mehr arbeiten, und ich käme ihr da gern entgegen. Da ich aber immer darauf achten muss, dass meine anderen Mitarbeiter die zehn Stunden tägliche Höchstarbeitszeit einhalten, geht das nicht.
Ein anderes Beispiel: Viele meiner Mitarbeiter arbeiten über zehn, einige schon über 30 Jahre für mich. Sie möchten ganzjährig bei uns angestellt sein. Das geht aber nur, wenn sie in der Hochsaison Überstunden ansparen, die sie in den Wintermonaten abbauen können. Und das lässt das Arbeitszeitgesetz bisher nicht zu. Die Folge ist, dass die betreffenden Kollegen sich kurzzeitig arbeitslos melden müssen.
Von einer flexiblen Wochenarbeitszeit würden wir sowohl meine Mitarbeiter als auch ich profitieren. Ich könnte sie entsprechend der Wetterlage und Nachfrage einsetzen, sie selbst könnten individueller arbeiten und auch untereinander Dienste tauschen. Ich wünsche mir, dass der Gesetzgeber neben dem legitimen Schutz der Arbeitnehmer auch die Unternehmer nicht aus dem Blick verliert: Wir schaffen Arbeitsplätze, wir übernehmen Verantwortung. Doch dafür brauchen wir auch entsprechenden Spielraum – und Flexibilität.
Gabriele Dörner, 48 Jahre, Inhaberin, Landgasthof & Hotel Zum Roß, Diesbar-Seußlitz (Sachsen)

„Ich bin egal bei welchem Wetter für meine Gäste da“
Tobias Mausolf
Servicemitarbeiter, Löwenbräukeller, München
„Ich bin egal bei welchem Wetter für meine Gäste da“
Ich bin nicht nur für eine Umstellung auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit, weil ich von Anfang bis Ende einer Veranstaltung für meine Gäste da sein möchte.
Ich weiß als Mitarbeiter in einem Betrieb mit Innen- und Außengastronomie, dass sich weder das Wetter noch die Stimmung der Gäste an eine tägliche Höchstdauer halten. Deshalb bin ich für mehr Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung.
Tobias Mausolf, Servicemitarbeiter, Löwenbräukeller, München (Bayern)